Der Dienst der Pfleger beginnt in der Regel um 7 Uhr. Zuerst werden die Elefanten begrüßt und nachgesehen ob alles in Ordnung ist. Ich stelle mir diese Begrüßung sehr freudig vor, denn die Elefantenpfleger der Stuttgarter Wilhelma gehen sehr freundlich, ja eigentlich liebevoll mit ihren Schützlingen um. Dies konnte ich immer wieder beobachten und feststellen. Sicherlich gibt es auch mal einen strengen Ton und auch mal einen Knuff, aber wer sich als Elefantenpfleger in einer direkten Kontakthaltung behaupten will, muss hin und wieder auch durchgreifen und zeigen wer der Boss der Herde ist. Im Zoo stellt der Pfleger die Leitkuh dar. Ich habe schon in so manchen Zoos die Pfleger mit ihren Elefanten beobachten können, dabei habe ich festgestellt, dass die Stuttgarter Pfleger den sogenannten Elefantenhaken kaum bis gar nicht einsetzten müssen. Die Herde und die Integration der Pfleger funktioniert sehr gut, daher Bedarf es eines Elefantenhaken eher selten. Viele werden nun aufschreien und meinen, dass eine direkte Kontakthaltung sehr gefährlich ist und abgeschafft werden muss. Ich bin da eher der Meinung es "kann" gefährlich sein, wenn man seine Tiere nicht genau kennt und studiert hat, aber ich würde es nicht begrüßen, diese eingespielte Herde auf eine No Contact-Herde umzustellen. Diese Tiere blühen in der Nähe ihrer Pfleger oftmals so auf und würden ohne den direkten Kontakt eher dahin vegetieren. Oft beobachte ich wie sie immer wieder die Nähe ihrer Pfleger suchen und auch ihre Streicheleinheiten verlangen, da wäre eine andere Haltungart wirklich nicht angebracht.
Nach der Begrüßung der Elefanten wird erstmal der Stall sauber gemacht. Dies geschieht in der Regel mit zwei Pflegern. Danach werden die Elefanten gewaschen.
Dazu muss der Elefant auf den Boden gehen, was alle freiwillig machen, damit die Pfleger auch die Rücken richtig abduschen können. Hier zeigt sich wieder zum einen, die gute Erziehung der Elefanten durch ihre Pfleger, aber auch das gute Zusammenspiel zwischen Elefanten und Pflegern.
Kommandos werden meistens anstandslos ausgeführt. Spätestens alle zwei Wochen werden die Elefanten mit einem Hochdruckreiniger abgeduscht um auch den letzten Dreck und Staub aus ihren feinen Falten herraus zu bekommen. Da die Haut wie beim Menschen atmen sollte, ist dies erforderlich. Viele Zoos verwenden hierzu richtige grobe Bürsten, was aber eher zu Verletzungen führen kann, als diese Methode der Stuttgarter Pfleger. Die Elefantenhaut ist nicht die Sprichwörtliche "dicke Elefantenhaut" sondern im Vergleich eher dünn und sehr empfindlich. Ich konnte beobachten, dass die 4 Damen diese Prozedur mit Freude über sich ergehen lassen. Molly Beispielsweise öffnet dann ihr Maul richtig weit, als ob sie sagen will "Hey ich habe da auch noch einen Mund zum reinigen und vor allem die Zähne".
Nach dem morgendlichen Duschen, wird das Kraftfutter für die Elefanten zubereitet.
Ich meine es besteht aus Müsli und Kleie. Molly, Pama und Zella erhalten eine normale Ration. Vilja hingegen, bekommt immer noch eine extra Portion, weil sie schon sehr betagt ist und mit ihrem halben mittlerweile glatten Zahn nicht mehr alles fressen kann, aber auch zum Vorbeugen des Gewichtsverlustet. Derzeit geht es ihr nciht sehr gut und bekommt noch zusätzlich viel Obst und Gemüse. Die Pfleger verteilen mit der Schubkarre das Kraftfutter und einen Mineral-Vitaminzusatz. Während sie dies tun, ermahnen die Pfleger liebevoll ihr Schützlinge, die Finger vom Futter weg zu lassen.
Bevor es aber los geht, müßen die Elefanten noch ein Kommando ausführen. Sie heben dann das linke Vorderbein und den Rüssel weit nach oben/hinten.
Dies dient vorallem dazu, dass die Elefanten nicht vor den anderen anfangen zu fressen. Ist nämlich dann einer vor den anderen fertig, klaut er seinem Nachbarn das Futter weg. Auch hier kann man den Umgang mit den Elefanten schön beobachten. Erst wenn der Pfleger sagt "Danke jetzt essen" wird schnellstens das Müsli verdrückt. Vilja ist hierbei immer die langsamste von allen, was aber auch ihre Art des Fressen des Müslis macht. Sie formt daraus eher Kugeln und wirft diese sich dann in den Mund, während die anderen es eher schnellstens alles aufsammeln und in den Mund werfen. Ja ich würde sagen sie schlingen es gerade zu hinunter. Während die Elefanten ihr Müsli verdrücken, bereiten die Pfleger die nächsten Leckerbissen und Futter vor.
Einer der beiden Pfleger beginnt damit die Stallungen der Panzernashörner zu reinigen, die ebenfalls im Elefantenhaus untergebracht sind. Dabei haben sie immer ein Ohr bei ihren Elefanten, ob alles ok ist. Je nach Jahreszeit, werden nach dem Frühstück die Elefanten auf die Aussenanlage gelassen. Hierzu fordert der Pfleger alle Elefanten auf, ihren Platz einzunehmen. Manchmal auch mehrmals, bis es alle verstanden haben. Erst dann werden die Seile geöffnet. In der Regel darf als erstes Zella raus. Kurz vor dem Tor erhält sie, wenn sie die Befehle ordentlich ausgeführt hat einen Apfel und ein paar Streicheleinheiten zur Belohnung.
Danach folgen Pama und Molly und erst zum Schluss dann Vilja. Sie zickt aber gerne auch mal rum. Je nach Pfleger reicht oftmals ein nochmaliges auffordern, dann geht sie langsam hinaus oder wird von einem Pfleger am Rüssel geschnappt und rausgeführt. Sie lässt sich dies gerne gefallen, denn diese Gelegenheit wird gleich wieder zum schmusen genutzt. Ich konnte aber schon beobachten, dass ein Pfleger erst einen Elefantenhaken und eine Peitsche holen musste (die er aber nicht einsetzte) um sie davon zu überzeugen rauszugehen. Einmal hat sie sich ihm total widersetzt. Sie drückte ihn kurzer Hand auf die Seite und ging erstmal nach neben an zum baden. Er folgte ihr und forderte sie nun mit einem sehr barschen Ton auf hinaus zugehen, was sie dann Gott sei Dank auch tat. Dies habe ich nie mehr so beobachten können.
Derzeit bleibt Vilja nach ihrem Grabensurtz und weil es ihr nicht so gut geht eher im Haus. Sollte sie aber doch hinaus wollen, darf sie auf den Vorplatz der gut mit Seilen gesichert ist. Die anderen können somit dennoch Kontakt mit ihr halten, sie aber nicht mehr durch Rangkämpfe gefährden.
Im Winter bleiben die Elefanten meistens im Haus. Sollte die Anlage glatt sein, kommen sie nicht raus, da die Gefahr des Ausrutschens einfach zu groß ist. Ist es hingegen einfach nur recht kalt, kommen sie gegen Mittag kurz auf die Anlage, damit die Pfleger das Futter in den Boxen richten können.
Ich konnte schon in so manchen Zoo mit Kontakthaltung die Pfleger und deren Umgang mit den Elefanten beobachten. KEIN Pfleger geht meines Erachtens so liebevoll mit den Elefanten um wie die Stuttgarter Elefantenpfleger. Hinzu kommt, dass die Herde sehr harmonische ist, die Pfleger untereinander sich gut verstehen. Dies sind zweifellos gute Voraussetzungen für eine gute Elefanten-Pfleger-Verbindung.
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